Aufforstung von Wäldern

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Das Aufforsten von Wäldern ist schon immer gängige Praxis der Forstwirtschaft gewesen. In der Regel dient das Aufforsten der Produktion von Holz oder der Renaturierung abgeholzter Flächen. Auch werden Wälder seit einigen Jahren als Kompensationsmaßnahme für den Ausstoß von Kohlendioxid angepflanzt. Bäume lagern über die Photosynthese Kohlendioxid aus der Atmosphäre als Kohlenstoff in ihrem Holz ein. Je nach Lebensalter der Bäume bleibt der Kohlenstoff darin über mehrere Jahrhunderte gespeichert. Idealerweise sollte das Holz der Bäume nach diesem Zeitraum so genutzt werden, dass der Kohlenstoff weiter gebunden bleibt – etwa in Form von Bauholz. Bei Verbrennung des Holzes wird der Kohlenstoff dann wieder in Form von Kohlendioxid freigesetzt. Von Aufforsten als CDR-Methode spricht man dann, wenn es in großem Ausmaß und gezielt eingesetzt wird, um einen nennenswerten Beitrag zur Entnahme von Kohlendioxid aus der Atmosphäre zu leisten.

Bereits in den 1970er-Jahren gab es die Idee, die Sahara und andere große Wüsten zu begrünen. Doch Studien zeigen, dass die Nachteile überwiegen. Nicht zuletzt müssten große Mengen an Wasser bereitgestellt werden, um die Bäume zu kultivieren. Die Bewässerung wäre vermutlich teurer als heutige Maßnahmen zur Verringerung des Kohlendioxid-Ausstoßes und würde den regionalen Wassermangel drastisch verschärfen. Auch die Aufforstung nördlicher Tundra-Gebiete wird seit Langem diskutiert. Doch auch dies hätte negative Folgen, weil dadurch das Vermögen der Erdoberfläche, Wärmestrahlung der Sonne zurückzuwerfen, die sogenannte Albedo, verringert werden könnte. Die heutige Tundra ist im Winter von Eis und Schnee bedeckt. Diese weiße Fläche reflektiert die Sonnenstrahlung zum Teil von der Erde zurück ins All. Wälder hingegen erscheinen im Winter dunkler, wodurch sie mehr Wärmestrahlung aufnehmen. Diese Verringerung der Albedo wäre also kontraproduktiv und stünde dem eigentlichen Ziel der Aufforstung der Tundra, das Aufheizen der Erde zu verhindern, entgegen.

Darüber hinaus würde eine massive Aufforstung in den mittleren und niederen Breiten den Wasseraustausch mit der Atmosphäre ankurbeln. Die Blattflächen der Bäume schwitzen Wasser aus, welches daraufhin verdunstet. Gleich dem Effekt einer Oase kühlt dabei die Umgebungsluft ab. Die Konden­sationswärme wird bei der Bildung von Niederschlag an anderer Stelle wieder frei. Der zusätzliche Wasserdampf kann sich außerdem auf Wolkenbildung und Strahlungsbilanz auswirken. Eine Aufforstung kann somit je nach Region lokal und global gegensätzliche Effekte haben und zum Teil dem eigentlichen Ziel, das Aufheizen der Erde zu verhindern, entgegenstehen.

Potenzial und Maßstab
Nach optimistischen Schätzungen ließen sich durch großskaliges Aufforsten weltweit große Mengen Kohlenstoff binden. So könnten bis zum Jahr 2100 jährlich bis zu zehn Milliarden Tonnen CO2 in Bäumen gespeichert werden. Dafür müsste man mindestens acht Millionen Quadratkilometer Flächen bepflanzen, die für andere Nutzungen aufgegeben wurden. Dies entspricht in etwa der Größe Brasiliens. Damit könnte Aufforstung als Ergänzung zu einer drastischen Emissionsreduktion einen Teil zur erforderlichen CO2-Entnahme aus der Atmosphäre beitragen. Wollte man noch größere Flächen aufforsten, stünde diese CDR Maßnahme anderen Nutzungen wie der als Weideland, dem Anbau von Energiepflanzen oder der Kultivierung von Nahrungspflanzen entgegen. So gehen Schätzungen davon aus, dass mit der Zunahme der Weltbevölkerung und dem Ausbau der Landwirtschaft künftig kaum noch Landflächen für Aufforstungsprojekte zur Verfügung stehen werden.

Anwendungsreife und Forschungsbedarf
In den vergangenen Jahren haben Experten das Für und Wider der großflächigen Aufforstung genauer untersucht. In mathematischen Modellen versuchen Wissenschaftler zu ermitteln, wie groß die tatsächlichen Potenziale der Kohlendioxid Entnahme durch Aufforstung sind und mit welchen Folgen für Mensch und Umwelt zu rechnen ist. Immer detaillierter wird zudem untersucht, wie viele Emissionen bei der Aufforstung zum Beispiel aus den Böden frei werden, welche Folgen Aufforstung für Strahlungs- und Wasserhaushalt hat und wie hoch die Kosten der Waldwirtschaft sind. Forscher untersuchen zudem energie- und emissionssparende Bewässerungs- und Düngetechnologien sowie nachhaltige Anbaustrategien unter Einbezug ökologischer und sozialwirtschaftlicher Aspekte. Unwägbar bleiben dabei das Wachstum der Weltbevölkerung und der Ausbau der Nahrungsmittelproduktion, was eine genaue Abschätzung des möglichen Potenzials erschwert.