Bürgerforum „Climate Engineering – Eine Möglichkeit gegen den Klimawandel?“

Im Januar, Februar und März 2018 führte das Teilprojekt TOMACE jeweils an einem Wochenende ein Bürgerforum in Schwerin durch. Dazu wurden fünfundzwanzig BürgerInnen per Zufallsauswahl bundesweit ausgewählt. Im Fokus des Bürgerforums stand die Diskussion der beiden Climate Engineering-Maßnahmen Stratospheric Aersosol Injection (SAI) und Bioenergy with Carbon Capture and Storage (BECCS).

Generelles Ziel bei einem Bürgerforum ist es, dass die Teilnehmenden befähigt werden anhand ausreichender Information und Diskussion, sich mit politisch und wissenschaftlich brisanten Problematiken auseinander zu setzen. Außerdem sollen die eingeladenen BürgerInnen am dritten Wochenende ein eigenes Gutachten verfassen, indem sie ihren Standpunkt (gegebenenfalls auch Dissenslagen) darstellen. Adressaten des Gutachtens sind politische Entscheidungsträger und/oder WissenschafterInnen mit Beratungsfunktion. Darüber hinaus soll das Bürgergutachten aber auch die breitere Fachwissenschaft und Öffentlichkeit ansprechen.

Für die TeilnehmerInnenauswahl arbeiteten die Veranstalter mit dem UZ Bonn zusammen. Das Institut rekrutierte die Teilnehmenden anhand von Telefoninterviews. Wichtigstes Kriterium für die Einladung zum Bürgerforum war, dass die Teilnehmenden möglichst wenig Vorkenntnisse zur Problematik des Climate Engineering und des Klimawandels besitzen, denn gerade die Perspektive des “wohlinformierten Laien” ist essentiell für das Format Bürgerforum (im Unterschied zum Beispiel zu Stakeholder-Dialogen).

Die zufällig ausgewählten BürgerInnen sind nicht repräsentativ. Jedoch bietet sich hier die Möglichkeit, BürgerInnen zu befähigen, sich ein eigenes reflektiertes Urteil bilden zu können. Im Falle des TOMACE-Bürgerforums ging es hierbei um die Frage, ob und gegebenenfalls aus welchen Gründen SAI und BECCS eine Möglichkeit zur Bekämpfung Klimawandels wären.

Das Forschungsprojekt TOMACE war dabei an folgenden Fragestellungen interessiert: Wie werden die beiden Climate Engineering-Maßnahmen von den Teilnehmenden hinsichtlich welcher Kriterien und Aspekte beurteilt? Welche Argumente finden BürgerInnen überzeugend und welche nicht hinsichtlich eines möglichen Einsatzes der beiden Technologien? Wie werden die Chancen und Risiken von SAI und BECCS bewertet vor dem Hintergrund der Folgen des Klimawandels? Sind sich die Beteiligten im Bürgerforum einig über die Bewertung der Technologien oder gibt es Dissense und welche Gründe gibt es dafür?

Das erste Wochenende fand vom 19. bis 21. Januar im InterCity Hotel Schwerin statt. Am ersten Wochenende wurden die Teilnehmenden ausführlich über den Klimawandel, Climate Engineering und Klimapolitik informiert. Dafür reisten verschiedene ExpertInnen aus dem DFG-Schwerpunktprogramm an, um Vorträge zu halten und Fragen zu beantworten.

Am zweiten Wochenende, welches vom 16. Bis 18. Februar stattfand, teilte sich die Gruppe in Kleingruppen auf, um fokussiert zu SAI und BECCS diskutieren zu können. Die BürgerInnen wurden an allen drei Wochenenden und besonders bei der Kleingruppenarbeit von Projektmitgliedern sowie professioneller Moderation unterstützt.

Da das erklärte Ziel das Verfassen eines Bürgergutachtens ist, entschied das Bürgerforum, separat in Kleingruppen jeweils zu SAI und BECCS zu arbeiten. Die Kleingruppenergebnisse wurden jedoch immer zusätzlich im Plenarsitzungen zur Diskussion gestellt.

Das dritte Wochenende, welches vom 16.3. bis 18.3. stattfand, diente als Schreibwerkstatt für das Verfassen des Bürgergutachtens. Dies wurde letztendlich von siebzehn Teilnehmenden im Konsens verabschiedet. Einige zentrale Aussagen des Gutachtens sind die Folgenden:

  1. SAI ist zu unsicher, als dass es eingesetzt werden könne. Einige Teilnehmenden lehnten SAI prinzipiell ab, andere argumentierten, dass SAI als ultima ratio gegebenenfalls eingesetzt werden könnte.
  1. SAI und BECCS bedarf weiterer Erforschung. Dies beinhaltet im Falle von SAI beispielsweise auch die Erforschung von möglichen Gegenmitteln (z.B. Chemikalien), um die Wirkung von SAI, zu einem Zeitpunkt wo man SAI eventuell nicht mehr möchte, beeinflussen zu können.
  1. Konsens herrschte darüber, dass eine starke Mitigation und negative Emissionstechnologien absolute Priorität haben.
  1. BECCS wurde hinsichtlich seiner gesellschaftlichen Nicht-Akzeptanz (zum Beispiel auf Grund der Notwendigkeit von CO2-Endlagern) diskutiert. Die BürgerInnen erwarten hier wenig bis keine Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung.
  1. Die Teilnehmenden empfehlen, andere negative Emissionsmöglichkeiten wie zum Beispiel Biokohle oder die CO2-Bindung in Humus, stärker zu erforschen.

Das komplette Gutachten ist hier als Download zum Nachlesen zur Verfügung gestellt.